Morgen fangen wir an
In diesem Roman geht es um Ella, die sich angesichts des nahen Todes ihrer unerfüllten Jugendliebe Luke den dunklen Schatten ihrer Vergangenheit stellen muss. In der kurzen Zeit, die bleibt, muss sie sich mit dem Tod und der Endlichkeit auseinandersetzen, ihrer Schuld und damit, dass verpasste Chancen nicht nachzuholen sind. Sie gewinnt eine neue Sicht auf ihr Leben und steht vor einem Neuanfang.
Die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit und die Frage nach verpassten Chancen sind existentiell und all umfassend. In meinem Roman stellt sich Ella diesen wichtigen Fragen erst mit Mitte fünfzig und kann erstmals Anspruchsdenken, Erwartungen an sich selbst und die Welt in Frage stellen.
Es muss nicht lange dauern, um gut zu sein
Es bleibt Ella und Luke nur noch kurze Zeit, um das zu leben, was sie schon immer miteinander verbunden hat.
Die Geschichte spielt an der norddeutschen Küste. In der Jugend haben sich Ella und Luke dort kennengelernt, nachdem Ella mit 16 Jahren in die Stadt am Meer gezogen ist. Elf Jahre waren ihre Lebenswege miteinander verwoben, bis ein verstörendes Ereignis beide getrennt hat.
Es spielt keine Rolle, was gewesen wäre, es zählt was ist
Können Ella und Luke einen Weg finden, mit ihrer gemeinsamen Schuld umzugehen?
Morgen fangen wir an
Textprobe
Ihre Stimme bebt, sie ist nicht mehr ihre, gehört irgendjemandem, sie hört nicht auf zu reden. „Ich weiß nicht, wie du damit leben kannst. Du scheinst es ja verarbeitet zu haben. Oder einfach nur weggedrückt.“
Luke schweigt, seine Hände zittern leicht. Er hält mit der einen die andere fest, verdeckt seinen vertrauten Leberfleck.
„Das hast du auch, Ella“, hört sie ihn sagen. Er sagt es ruhig, Wort für Wort, deutlich und klar.
Sie erstarrt. „Was habe ich auch getan?“
„Ihn sterben lassen. Du bist weggelaufen, hast nichts gemacht. Du weißt es.“
Ella setzt sich auf. Es ist nicht wahr, was hier gerade passiert, ein Traum, ganz bestimmt. Das Rauschen in ihrem Kopf wird immer lauter, sie sucht Halt, gleich wird sie sich verlieren. Sieh hin, Ella, die Brötchen auf dem Tisch, die rote Marmelade, die Winterrose, wunderschön streckt sie sich dir entgegen, das zarte Etwas, viel zu schwach ist sie für diesen Sturm. Jemand kommt in die Küche, schwere Schritte, nein, bitte nicht.
Stopp!
Sie atmet ein, lange wieder aus. Das ist alles, was sie kann in diesem Augenblick. Unglaublich, was er sagt! Er ist nicht bei Sinnen, das muss es sein.
„Ich möchte, dass du gehst.“ Luke steht auf, schaut auf sie herab, reicht ihr die Hand. Sie greift sie, ist nicht in der Lage, sich zu fragen, ob sie es will, jetzt seine Hand berühren. Er zieht sie hoch, macht es sanft, er ist aus einer anderen Welt. „Ich hatte gehofft, dass du meinetwegen hier bist. Oder unseretwegen. Weil wir uns mal geliebt haben, vielleicht.“ Seine Stimme ist freundlich. Kann das sein? „Aber du bist deinetwegen hier, Ella. Du willst Frieden finden, mein Sterben interessiert dich nicht. Es zwingt dich zur Eile, deshalb bist du hier. Du willst die Schuld bei mir lassen, bevor es nicht mehr geht, damit du weiterleben kannst.“ Er sagt es ruhig, verpackt das Bittere in raschelndes Seidenpapier, platziert es in der Mitte ihres Herzens. „Ich habe es hinter mir gelassen, ich musste lernen, mit der Schuld zu leben und jetzt mit ihr zu gehen. Es gehört zu meinem Weg. Für dich kann ich das nicht übernehmen, das musst du selbst tun. Ohne mich.“
Sie ist sprachlos. Holt Luft, will etwas rufen, schreien, flüstern, nichts kommt aus ihr heraus. Sie nimmt ihre Handtasche, dreht sich um, geht aus der Küche, zieht die Jacke vom Haken, auf der noch die Kälte hockt. Luke steht hinter ihr, auf ihrem Rücken spürt sie seinen Blick, der sich durch die dicken Daunen bohrt. Nicht umdrehen, nicht in seine Augen sehen, nicht ihn, wie er sich abzeichnet gegen das Licht aus der Küche, wie vorhin, als sie angekommen ist.
Das Seidenpapier ist dünn und rissig, die Wahrheit quillt heraus. Ella versucht, es zusammenzuhalten, als sie die Stufen hinuntergeht. Am besten, sie lässt es hier, wirft es in den nächsten Mülleimer, Deckel drauf. Was er ihr vorwirft, ist ungeheuerlich.
Die kalte Wintersonne trifft auf Ellas Gesicht. Sie hört die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Wind ist aufgekommen, weht die orangene Karte vom Tisch.
Die Geschichte hat mich sehr berührt. Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen und habe mich in die Figuren so gut einfühlen können.
Es ist Anja Pitzke gelungen, die Geschichte von Ella und Luke feinfühlig und tief zu erfassen, so dass es mich sehr bewegt hat und ich noch lange über die Geschichte nachgedacht habe.
Leserstimme von Andrea
Leserstimmen
Eigentlich dachte ich, dass es ein Buch für Frauen ist, aber ich habe viele Themen wiedergefunden, die mich angesprochen haben und die für alle gelten.
Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, wie ich erst annahm, sondern eine Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und dem Leben und was wir daraus machen. Trotz der ernsten Themen ist es ein positives Buch.
Leserstimme von Markus
Eine fesselnde Geschichte, die bis zum Schluss unerwartete Wendungen bereit hält.
Leserstimme von Karl